Fragen & Antworten
Wie sieht der Therapiebeginn aus?
Bevor wir mit Ihnen eine Therapie beginnen, führen wir zunächst einige Vorgespräche. In diesen klären wir, ob eine Psychotherapie das Mittel der Wahl für Ihre Problematik ist. Dafür ist es notwendig, dass wir etwas über ihre aktuellen Schwierigkeiten und auch Ihre Lebensgeschichte erfahren.
Zudem dienen die ersten Gespräche einem gegenseitigen Kennenlernen. Das bedeutet, dass auch Sie für sich prüfen müssen/dürfen, ob sie sich bei uns öffnen können und sich verstanden fühlen. Nehmen Sie, wenn möglich, gerne bei mehreren Psychotherapeut*innen mit unterschiedlichem Alter, Geschlecht und Psychotherapieverfahren Kennenlerntermine wahr und finden Sie heraus Sie, wo Sie sich am wohlsten fühlen! So mühsam die Psychotherapieplatzsuche ist, es lohnt sich für die Behandlung, hier Zeit zu investieren.
Wenn Sie sich unsicher sind, ob eine Psychotherapie das Richtige für Sie ist, können Sie sich auch gerne für eine Klärung Ihres Anliegens melden und dafür die ersten Vorgespräche nutzen.
Wie lange dauert eine Psychotherapie?
Eine Psychotherapiestunde dauert 50 Minuten. Üblicherweise haben Sie Ihre Termine bei uns in einem wöchentlichen Rhythmus, der bei Bedarf jedoch angepasst werden kann.
Nach den Kennenlerngesprächen werden üblicherweise zunächst 12 Stunden Kurzzeittherapie beantragt. Wenn sich währenddessen herausstellt, dass man gut miteinander arbeiten kann, werden nochmals 12 Stunden Kurzzeittherapie beantragt (insgesamt 24 Psychotherapiestunden) und schließlich bei Bedarf in einem aufwändigeren Verfahren nochmals 36 Stunden Langzeittherapie (insgesamt 60 Psychotherapiestunden). Diese können dann auf maximal 100 Psychotherapiestunden verlängert werden.
Was ist der Unterschied zwischen einer Psychologin, einer Psychotherapeutin und einer Psychiaterin?
Ein Psychologe hat ein Psychologiestudium abgeschlossen. Damit kann u.A. in der Forschung, Diagnostik und Wirtschaft tätig sein, jedoch keine Psychotherapie anbieten.
Als (psychologischer/medizinischer) Psychotherapeut hat man nach dem Psychologie- oder Medizinstudium noch eine mehrjährige Weiterbildung in Psychotherapie abgeschlossen. Damit ist man dazu berechtigt, psychische Störungen zu diagnostizieren und zu behandeln. Im Rahmen der Ausbildung muss man sich für ein Psychotherapieverfahren (s.u.) sowie Erwachsenen- oder Kinder-/Jugendlichenpsychotherapie entscheiden. Ein Heilpraktiker für Psychotherapie ist mit dieser umfassenden Ausbildung nicht gleichzusetzen.
Ein Psychiater ist von Grundberuf Arzt, der nach dem Medizinstudium eine Facharztausbildung in Psychiatrie und Psychotherapie gemacht hat. Als solcher darf er Psychopharmaka verschreiben. Viele Psychiater*innen bieten wie Psychotherapeut*innen Psychotherapie an, jedoch nicht alle.
Was sind die unterschiedlichen Psychotherapieverfahren?
In der Analytischen Psychotherapie geht man davon aus, dass Krankheitssymptome entstehen und fortbestehen, weil unbewusste Konflikte, die aus frühen Lebens- und Beziehungserfahrungen stammen, unverarbeitet bleiben. Ein zentraler Aspekt in der Therapie ist es, in der Beziehung zwischen Patient*in und Therapeut*in verdrängte Gefühle, Erinnerungen und Beziehungsmuster aufzudecken, die aktuell Symptome hervorrufen. Dadurch kann das anfangs schwer verständliche Erleben und Verhalten der Patient*innen sichtbar gemacht und verändert werden.
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie geht davon aus, dass psychische Symptome auf aktuelle Konflikte in Beziehungen oder auf unverarbeitete Erfahrungen aus früheren Lebensphasen zurückgehen. Solche Konflikte können langfristige Auswirkungen auf das spätere Leben haben und zur Entstehung psychischer Erkrankungen beitragen. Ziel der Behandlung ist es, die unbewussten Motive und Konflikte hinter den Symptomen herauszuarbeiten und zu reflektieren. Im therapeutischen Prozess werden Patient*innen dabei unterstützt, Einsichten in die Ursachen ihrer Symptome zu gewinnen, um Veränderungen im Fühlen und Verhalten zu ermöglichen.
In der Verhaltenstherapie wird angenommen, dass psychische Beschwerden durch bewusste und unbewusste Lernprozesse entstehen. Zu Beginn der Therapie wird gemeinsam mit den Patient*innen untersucht, welche Lebensbedingungen und Erfahrungen zur Entwicklung und Aufrechterhaltung der Symptome beigetragen haben. Daraufhin werden Therapieziele und ein Behandlungsplan festgelegt. Die Patient*innen werden dazu ermutigt, aktiv an der Veränderung ihres Denkens, Fühlens und Verhaltens zu arbeiten, wobei bestehende Fähigkeiten und Stärken gefördert und für den therapeutischen Fortschritt genutzt werden.
Die Systemische Therapie betrachtet psychische Störungen, indem sie einen starken Fokus auf zwischenmenschliche Beziehungen legt. Neben der Erfassung belastender Aspekte steht das Aktivieren eigener Stärken und Ressourcen der Patient*innen sowie des Umfelds im Vordergrund. Die Therapie orientiert sich an den Anliegen der Betroffenen, wobei Verhaltensweisen, Interaktionsmuster und Bewertungen, die Symptome fördern, modifiziert werden sollen. Diese Form der Therapie nutzt die Einbeziehung von Angehörigen als unterstützende Ressource, um bedeutende Beziehungs- und Interaktionsveränderungen zu fördern. Einzelne Angehörigengespräche sind jedoch auch im Rahmen der anderen Therapieverfahren möglich.
Die oben genannten Psychotherapieverfahren können auch als Gruppentherapie angeboten werden, deren Wirksamkeit von Patient*innen häufig unterschätzt wird. Gruppentherapie bietet eine wertvolle Möglichkeit, persönliche Erfahrungen zu teilen, gegenseitige Unterstützung zu finden und neue Perspektiven zu gewinnen. In der Gruppe erleben die Teilnehmenden, dass sie mit ihren Schwierigkeiten nicht allein sind, und lernen von den Erfahrungen und Strategien der anderen. Durch die Interaktion in der Gruppe werden zwischenmenschliche Dynamiken sichtbar, die im Einzelsetting oft nicht so deutlich hervortreten. Dies ermöglicht den Teilnehmenden, ihr eigenes Verhalten und ihre Reaktionen in sozialen Situationen besser zu verstehen und neue Umgangsweisen zu erproben. Die Gruppe dient dabei als geschützter Raum, in dem authentische Gefühle und Gedanken zum Ausdruck kommen können. Die Gruppe bietet sowohl Herausforderung als auch Unterstützung, was ein einzigartiges therapeutisches Wachstum ermöglicht.
Neben der oben genannten Psychotherapieverfahren, die von der Krankenkasse bezahlt werden, gibt es auch weitere Psychotherapieverfahren (z.B. ´ Gesprächstherapie, Gestalttherapie), die von den Patient*innen selbst bezahlt werden müssen und die wir aus Gründen der Übersicht hier nicht aufführen.
Zudem besteht noch die Möglichkeit eines stationären Aufenthalts für akute Notlagen, tagesklinisch oder im Rahmen einer psychosomatischen Reha. Wenden Sie sich dafür bitte an das BKH Kempten bzw. im Rahmen der psychosomatischen Reha an Ihren Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin.
Selbsthilfegruppen haben gerade im Bereich Sucht beeindruckende Erfolge vorzuweisen. Anbei die Verlinkung zu der Selbsthilfe-Kontaktstelle Kempten: https://www.augsburg.de/umwelt-soziales/gesundheit/selbsthilfegruppen Zudem gibt es z.B. für Essstörungen und Sucht entsprechende Beratungsstellen sowie Angebote für familiäre und partnerschaftliche Probleme, an die Sie sich wenden können.
- Wir bieten keine Psychotherapie als reine Videotherapie an. Einzelne Videogespräche sind als Ausnahme möglich, unserer Erfahrung nach benötigt eine tiefenpsychologische Psychotherapie jedoch den Präsenzmodus, um wirksam arbeiten zu können.
- Wir stehen bei unseren Gesprächen mit Ihnen unter Schweigepflicht, die nur bei akuter Bedrohung oder mit ihrer expliziten Erlaubnis gebrochen werden darf.